Die Parkinson-Erkrankung ist durch das Absterben dopaminerger Nervenzellen gekennzeichnet. Als Ursache steht neben Umwelt- und Altersfaktoren die Genetik im Fokus der Forschung, insbesondere Mutationen in den Genen SNCA, LRRK2, Parkin, PINK1 und GBA1. Die Identifikation genetischer Risikofaktoren ermöglicht die Entwicklung von Biomarkern zur Früherkennung und ebnet den Weg für innovative gentherapeutische Ansätze. Beim Workshop „Genetics and Biomarker in Parkinsons´s Disease“ der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. im April 2025 am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) in Tübingen diskutierten renommierte Expertinnen und Experten aktuelle Forschungsergebnisse.
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Alpha-Synuclein in der Rückenmarksflüssigkeit ist ein zuverlässiger früher Biomarker für Parkinson (PD), der über das Fortschreiten der Erkrankung und die Wirkung einer Therapie Aufschluss geben kann – das konnten Forschende der Ruhr-Universität Bochum zeigen. In zwei unabhängigen klinischen Studien mit insgesamt 134 Teilnehmenden haben sie mithilfe der iRS-Technologie (Immuno-Infrarot-Sensor), die für die Alzheimer-Diagnostik entwickelt wurde, Parkinson mit einer Genauigkeit von über 90% diagnostiziert.
Darüber hinaus ermöglicht die Technologie eine Stratifizierung zwischen idiopathischer Parkinson-Erkrankung/Multisystematrophie (MSA) und atypischer Parkinson-Erkrankung. Der Immuno-Infrarot-Sensor zeigt die Verteilung der Sekundärstruktur von nativem und fehlgefaltetem Alpha-Synuclein an, was für eine präzise biologische Klassifizierung bereits in sehr frühen Stadien geeignet sein kann und eine kontinuierliche Überwachung des Krankheitsverlaufs ermöglicht. Die iRS-Anzeige zeigt eine Sensitivität von 97 % und eine Spezifität von 92 % bei der Klassifizierung von PD/MSA gegenüber Kontrollen.
Die iRS-Technologie könnte nicht nur die Diagnose verbessern, sondern auch die Entwicklung neuer Therapien beschleunigen, indem sie die Wirksamkeit von Behandlungen in klinischen Studien überwacht.
Martin Schuler et al.: Alpha-Synuclein Misfolding as Fluid Biomarker for Parkinson’s Disease Measured With the iRS Platform, in: EMBO Molecular Medicine, 2025, DOI: 10.1038/s44321-025-00229-z
7. April 2025 – Viel Bewegung und guter Schlaf: Was wie ein allgemeiner Gesundheitstipp klingt, ist für Menschen mit Parkinson ein zentraler Bestandteil der Therapie. Darauf weisen anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April 2025 die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. sowie die Parkinson Stiftung hin. Auch wenn Detailfragen in der Forschung zu diesem Thema offen sind, gilt bereits als gesichert: Regelmäßige körperliche Aktivität und ein gesunder Schlaf tragen wesentlich zur Lebensqualität von Betroffenen bei. „Bewegung und Sport sind bisher die einzigen Strategien, um das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung abzumildern“, betont Parkinson-Expertin Professorin Dr. Claudia Trenkwalder, Leiterin des Kompetenznetzwerks Parkinson und Bewegungsstörungen und ehemalige Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel. Im Rahmen des Welt-Parkinson-Tags 2025 veranstaltet die Parkinson Stiftung einen digitalen Informationstag mit Fokus auf Bewegung und Schlaf (www.parkinsonstiftung.de/wpt25).
07. April 2025 – Parkinson kann bislang nur symptomatisch behandelt werden, doch die Forschung arbeitet intensiv an ursächlichen Therapien. Ein Schlüssel zur Unterstützung neuer klinischer Studien ist die Identifikation von Biomarkern – messbaren biologischen Indikatoren, die den pathologischen Prozess frühzeitig aufzeigen und den Verlauf abbilden. Diese eröffnen neue Möglichkeiten zur Frühdiagnose als Basis für krankheitsmodifizierende Therapien. „Wir erleben eine spannende Zeit in der Parkinson-Forschung. Die aktuellen Fortschritte machen die Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten realistisch“, sagt Professorin Brit Mollenhauer, dritte Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. anlässlich des Welt-Parkinson-Tags 2025. Die Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel und Professorin für Translationale Biomarkerforschung für neurodegenerative Erkrankungen der Universitätsmedizin Göttingen widmet sich seit Jahren der Entwicklung von Biomarkern für Parkinson, um Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung zu überführen.
07. April 2025 – Parkinson lässt sich bislang nur symptomatisch behandeln – die Forschung sucht intensiv nach neuen krankheitsmodifizierenden Therapieansätzen. Im Bereich der medikamentösen Therapie stehen zwei Wirkstoff-Targets im Fokus: der GLP-1-Rezeptor, dessen Aktivierung neuroprotektive Effekte haben könnte, und alpha-Synuclein, dessen Aggregation mit der Pathogenese von Parkinson in Verbindung steht. „Beides sind äußerst spannende Ansätze, die Hoffnung wecken, dass es in naher Zukunft erstmals möglich wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen“, betont Professorin Kathrin Brockmann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. anlässlich des Welt-Parkinson-Tags 2025. Anfang 2024 hat eine Subgruppen-Analyse [1] der PASADENA-Studie [2] angedeutet, dass der alpha-Synuclein-Antikörper Prasinezumab für Betroffene mit schnellerem Krankheitsverlauf in der Frühphase der Erkrankung Vorteile bietet. Mit der PADOVA-Studie haben weitere Forschungsaktivitäten mit Prasinezumab als Zusatzbehandlung zur symptomatischen Standardtherapie begonnen [3]. Der aus der Diabetes-Behandlung bekannte GLP-1-Rezeptoragonist Exenatid, der in früheren Studien interessante Daten lieferte, zeigte in der aktuellen Phase-III-Studie allerdings keine signifikanten Vorteile [4].
07. April 2025 – Die Parkinson-Forschung macht derzeit bedeutende Fortschritte. Damit die Erfolge der Grundlagenforschung schnell in innovative Therapien umgesetzt werden können, sind private Spenden angesichts begrenzter öffentlicher Förderung von großer Bedeutung. Im „Leuchtturm-Projektverbund Parkinson“ unterstützen die Parkinson Stiftung und die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. in den nächsten drei Jahren international wegweisende deutsche Forschungsprojekte mit einem Fördervolumen über zwei Millionen Euro. „Das ist unseres Wissens die größte Fördersumme, die bisher in Deutschland von einer Stiftung aus privaten Mitteln für die Parkinson-Forschung bereitgestellt wurde“, erklärt Professor Dr. Jens Volkmann, 1. Vorsitzender der Parkinson Stiftung und Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden sechs innovative Projekte ausgewählt, die neue Impulse für eine frühe Diagnose sowie ein besseres Verständnis der biologischen Heterogenität der Parkinson-Krankheit liefern sollen, um Behandlungen zur Verlangsamung oder Abmilderung des Krankheitsverlaufes gezielter entwickeln und einsetzen zu können. Die geförderten Projekte wurden anlässlich des Welt-Parkinson-Tags 2025 bekanntgegeben.
Zum Welt-Parkinson-Tag am Freitag, 11. April 2025, lädt die Parkinson Stiftung ab 15 Uhr gemeinsam mit Partnern und Unterstützern erneut zu einem digitalen Informationstag ein. Im Fokus stehen die Lebenssituation von Betroffenen sowie konkrete Ansätze in Therapie und Forschung.
Die Parkinson Stiftung fördert Projekte in den Kategorien "präklinische Forschung", "klinische Forschung" sowie einen "Forschungspreis Parkinson Tremor" mit insgesamt 250.000 Euro. Ziel der drei Innovationspreise ist, Projektideen und Schlüsselexperimente der Parkinson-Forschung in einem frühen Stadium zu fördern, die aufgrund eigener Vorarbeiten aussichtsreich erscheinen, aber für klassische Förderprogramme möglicherweise zu risikoreich wären.
Die Parkinson-Forschung steht an der Schwelle zu einem Durchbruch. Ein Jahrzehnt Fortschritte in der Genetik, Biomarker-Identifikation und Pathophysiologie sowie eine wegweisende internationale Zusammenarbeit haben neue Perspektiven für personalisierte und krankheitsmodifizierende Therapien eröffnet. Mit dem Workshop „Genetics and Biomarker in Parkinson´s Disease” am 10./11. April 2025 in Tübingen bringt die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e.V. renommierte Expertinnen und Experten auf dem Gebiet sowie junge Forschende zusammen, um sich über die neuesten Erkenntnisse und die Herausforderungen der Zukunft auszutauschen.
Fach- und Publikumsmedien sind herzlich eingeladen zur
Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen und der Parkinson Stiftung
am Montag, 7. April, 10 bis 11 Uhr
Registrierung für die Pressekonferenz hier
Der GLP-1-Rezeptoragonist Exenatid hat in einer aktuellen Phase-III-Studie keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson gezeigt [1]. Frühere vielversprechende Daten hatten die Hoffnungen geweckt, dass Exenatid den Krankheitsfortschritt verlangsamen könnte [2,3].
Prof. Dr. Brit Mollenhauer, dritte Vorsitzende im Vorstand der DPG und Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik, wurde zum sechsten Mal in Folge als eine der meistzitierten Wissenschaftlerinnen weltweit ausgezeichnet.
Am 21. Dezember 2024 jährt sich der Todestag von Dr. James Parkinson (1755-1824) zum 200. Mal. Der britische Arzt beschrieb 1817 als erster die später nach ihm benannte Bewegungsstörung als eigenes Krankheitsbild. Seither hat die Wissenschaft beachtliche Fortschritte gemacht: Die Symptome der neurodegenerativen Erkrankung, die in Deutschland rund 400.000 Menschen betrifft, lassen sich heute effektiv behandeln. Das verbessert die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Heilen kann die Medizin Morbus Parkinson aber bis heute nicht. Aktuell konzentriert sich die Forschung auf die Früherkennung und die Entwicklung von Therapien, die das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verlangsamen oder sogar stoppen. Doch die finanziellen Ressourcen sind begrenzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG) hat eine neue Präsidentin: Prof. Dr. Kathrin Brockmann. Die Neurowissenschaftlerin und Genetik-Expertin aus Tübingen tritt die Nachfolge von Prof. Joseph Claßen (Leipzig) an, der den zweiten Vorsitz übernimmt. Als dritte Vorsitzende wurde Prof. Brit Mollenhauer (Kassel) neu in den Vorstand gewählt. Prof. Carsten Eggers (Bottrop) und Prof. Lars Tönges (Bochum) behalten ihre Ämter als Schriftführer und Schatzmeister.
Ab sofort startet die Bewerbungsfrist für die jährliche Wissenschafts- und Nachwuchsförderung der DPG.