Prof. Dr. Brit Mollenhauer, dritte Vorsitzende im Vorstand der DPG und Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik, wurde zum sechsten Mal in Folge als eine der meistzitierten Wissenschaftlerinnen weltweit ausgezeichnet.
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Am 21. Dezember 2024 jährt sich der Todestag von Dr. James Parkinson (1755-1824) zum 200. Mal. Der britische Arzt beschrieb 1817 als erster die später nach ihm benannte Bewegungsstörung als eigenes Krankheitsbild. Seither hat die Wissenschaft beachtliche Fortschritte gemacht: Die Symptome der neurodegenerativen Erkrankung, die in Deutschland rund 400.000 Menschen betrifft, lassen sich heute effektiv behandeln. Das verbessert die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Heilen kann die Medizin Morbus Parkinson aber bis heute nicht. Aktuell konzentriert sich die Forschung auf die Früherkennung und die Entwicklung von Therapien, die das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verlangsamen oder sogar stoppen. Doch die finanziellen Ressourcen sind begrenzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG) hat eine neue Präsidentin: Prof. Dr. Kathrin Brockmann. Die Neurowissenschaftlerin und Genetik-Expertin aus Tübingen tritt die Nachfolge von Prof. Joseph Claßen (Leipzig) an, der den zweiten Vorsitz übernimmt. Als dritte Vorsitzende wurde Prof. Brit Mollenhauer (Kassel) neu in den Vorstand gewählt. Prof. Carsten Eggers (Bottrop) und Prof. Lars Tönges (Bochum) behalten ihre Ämter als Schriftführer und Schatzmeister.
Ab sofort startet die Bewerbungsfrist für die jährliche Wissenschafts- und Nachwuchsförderung der DPG.
Bei Morbus Parkinson kommt es zu Aggregationen und Ablagerungen von alpha-Synuclein im Gehirn – deren Reduktion ist ein wichtiger Ansatzpunkt für mögliche Therapien. Anfang 2024 hat eine Subgruppenanalyse der PASADENA-Studie angedeutet, dass Patientinnen und Patienten mit einem schnelleren Krankheitsverlauf in der Frühphase der Erkrankung innerhalb eines Jahres von einer Therapie mit dem Alpha-Synuclein-Antikörper Prasinezumab profitieren könnten [1]. Nun wurde in Nature Medicine eine weitere Post-hoc-Analyse [2] veröffentlicht, die auf Daten der PASADENA-Studie [3] basiert. Sie deutet darauf hin, dass eine längere Gabe von Prasinezumab das Fortschreiten der Erkrankung bei allen behandelten Patienten verlangsamen könnte. „Dies muss allerdings noch in künftigen placebokontrollierten Langzeitstudien bestätigt werden“, erklärt Prof. Dr. med. Kathrin Brockmann, 3. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen und Mitautorin der Arbeit. Mit bisherigen Therapien lässt sich Parkinson nur symptomatisch behandeln. Sollten weitere Studien die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Prasinezumab bestätigen, wäre dies ein Durchbruch für die Parkinson-Therapie und die Lebensqualität der Betroffenen.
Einem Forschungsteam der Charité Berlin im SFB ReTune ist es gelungen, den Effekt von Dopamin auf willentliche Bewegungen bei der Parkinson-Krankheit zu entschlüsseln und ihn durch gezielte Tiefe Hirnstimulation zu imitieren.
Bei zwei Patienten mit REM-Schlafverhaltensstörung ist es gelungen, durch eine Therapie mit der modifizierten Aminosäure Acetyl-DL-Leucin das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit im Vorstadium über 22 Monate zu stoppen, einige Krankheitsmarker verbesserten sich sogar.
Ein neuer Bluttest ermöglicht die Früherkennung der Parkinson-Krankheit bis zu 7 Jahre im Voraus.
Der US-Senat hat am 23. Mai 2024 einstimmig den „National Plan to End Parkinson´s Act” verabschiedet – das erste Bundesgesetz zur Beendigung der Parkinson-Krankheit.
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. hat auf ihrem Fachkongress 2024 in Rostock zwei Nachwuchsförderungen vergeben, um die Durchführung vielversprechender Forschungsvorhaben junger Wissenschaftler:innen mit je 100.000 Euro zu unterstützen. Außerdem wurden drei herausragende Nachwuchswissenschaftler:innen mit dem Wissenschaftspreis „Neurodegenerative Erkrankungen“ 2024 für ihre exzellenten Arbeiten ausgezeichnet. Dieser Preis ist mit jeweils 2.500 Euro dotiert. Die Preise und Förderungen werden aus Mitteln der DPG finanziert. Sie sollen innovative Ideen in der Parkinson-Forschung fördern und zur Entwicklung neuer Therapien beitragen. Die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei der Früherkennung und frühen Behandlung der Parkinson-Krankheit?
Prof. Dr. Daniela Berg, UKSH, Campus Kiel, Vizepräsidentin der DGN,
Prof. Dr. Joseph Claßen, Universitätsklinikum Leipzig, 1. Vorsitzender der DPG
Prasinezumab, ein monoklonaler Antikörper, der aggregiertes alpha-Synuclein bindet, könnte eine potenziell krankheitsmodifizierende Therapie für bestimmte Untergruppen bei der Parkinson-Krankheit im Frühstadium sein, so das Ergebnis einer aktuell in „Nature Medicine“ publizierten Post-hoc-Analyse [1]. „Das Paper könnte einen weiteren Meilenstein darstellen, weil es Hinweise auf eine krankheitsmodifizierende Wirkung bei der Parkinson-Krankheit liefert“, betont Prof. Dr. med. Kathrin Brockmann, 3. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen und eine der Autor:innen der Arbeit. Eine vorangegangene Gesamtauswertung über alle eingeschlossenen Subgruppen aus der Phase-2-Studie PASADENA [2] hatte bereits ergeben, dass die monatliche Gabe von Prasinezumab im Vergleich zu Placebo eine weitere Verschlechterung des motorischen Teils des MDS-UPDRS (Movement Disorder Society – Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) dämpfte, jedoch nicht in der eigentlichen Zielgröße der Studie, die auch andere Maßzahlen einschloss. „In der aktuellen Auswertung ließen sich bei Subgruppen mit schnellerer Verschlechterung nun Vorteile in Bezug auf die Entwicklung der Einschränkung der Motorik nachweisen, trotz des recht kurz bemessenen Zeitraums“, berichtet Prof. Brockmann, Mitglied der PASADENA-Forschungsgruppe und Leiterin der Parkinson-Ambulanz am Universitätsklinikum Tübingen, anlässlich des Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) 2024 in Rostock. Die Post-hoc-Analyse [1] könnte somit den Anstoß dafür liefern, das krankheitsmodifizierende Potenzial von Prasinezumab bei Menschen mit Parkinson noch einmal in Kohorten mit schnellerem Krankheitsprogress und/oder in einem längerem Beobachtungszeitraum intensiver zu erforschen.
App-gestützte Sensoren, Rückenmarkstimulatoren und Stammzelltransplantationen könnten in Zukunft die Therapie von Menschen mit Parkinson weiter verbessern. Anlässlich des Deutschen Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) 2024 in Rostock stellte Prof. Dr. Alexander Storch, 2. Vorsitzender der DPG und Kongresspräsident 2024, vielversprechende Ansätze vor, die an der Schwelle stehen zu weitergehenden klinischen Forschungsaktivitäten. So könnten beispielsweise Neuroprothesen bald die Parkinson-typischen Gangstörungen verbessern. Die Forschungsergebnisse zur Stammzelltherapie bei Parkinson sind ermutigend. Auch adäquate Monitoring-Strategien, die eine lückenlose Dokumentation und objektive Einordnung von Parkinson-Symptomen ermöglichen, stehen im Fokus der Forschung. „Weitere Studien zu App-gestützten Sensoren und benutzerfreundlichen Wearables könnten hier eine fundierte Basis schaffen, die sowohl für Forschungsaktivitäten als auch für die Versorgung nützlich wären“, schilderte Prof. Storch.
Parkinson ist nicht nur die zweithäufigste, sondern auch die am schnellsten wachsende neurodegenerative Erkrankung weltweit. In Deutschland sind rund 400.000 Menschen betroffen. Die meisten erkranken ab Ende 50 oder in ihren Sechzigern, aber es gibt auch weit jüngere Patient:innen. Parkinson kann bisher noch nicht ursächlich, aber sehr gut symptomatisch behandelt werden. „Die Parkinson-Forschung macht in allen Bereichen spannende Fortschritte – von der molekularen und frühen Diagnostik über die Entschlüsselung genetischer Ursachen bis zur Entwicklung neuer Therapien und der Nutzung künstlicher Intelligenz“, sagte Prof. Joseph Claßen, erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig, anlässlich des DPG-Kongresses 2024 in Rostock.