Steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen, zitternde Hände – Morbus Parkinson betrifft rund 400.000 Menschen in Deutschland. Der Entertainer und TV-Moderator Frank Elstner, selbst an Parkinson erkrankt, klärt seit vielen Jahren über die unheilbare Nervenerkrankung auf und wirbt als Botschafter der Parkinson Stiftung für die Förderung der Forschung durch private Spenden. Für den offenen und ehrlichen Umgang mit seiner Erkrankung und das besondere Engagement, mit dem er Betroffenen Mut macht, ihr Leben aktiv zu gestalten, wurde er am 6. April 2022 mit dem Muhammad Ali Gedächtnispreis der Deutschen Parkinson Hilfe geehrt. Der Preis erinnert an den Profi-Boxer, der seit den 80er Jahren gegen Parkinson kämpfte. Auf dem anschließenden digitalen Welt-Parkinson-Tag sprach Frank Elstner live mit Menschen, die sich ebenfalls im Kampf gegen die Erkrankung engagieren und aufzeigen, wie sie ihr Leben meistern – gesundheitlich, beruflich und persönlich. Ein weiterer prominenter Gast war die zweifache Olympiasiegerin und viermalige Weltmeisterin im Eiskunstlauf, Schauspielerin und Stifterin Katarina Witt. Sie motivierte Betroffene, durch Sport und Bewegung selbst aktiv zu werden. Mediziner:innen und Wissenschaftler:innen präsentierten Neues aus der Parkinson-Forschung.
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Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) hat auf dem Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen 2022 mehrere Preise zur Förderung vielversprechender Forschungsprojekte in Höhe von insgesamt 310.000 Euro verliehen. Drei junge Forscherinnen und Forscher erhielten im Rahmen der Nachwuchsförderung jeweils 100.000 Euro, um die unabhängige Durchführung ihrer Projekte zu ermöglichen. Vier weitere wurden für ihre abgeschlossenen Arbeiten mit dem DPG-Wissenschaftspreis geehrt, der mit jeweils 2.500 Euro dotiert ist. Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft ist es das Ziel der DPG, den Fortschritt der Parkinson-Forschung voranzutreiben und zur Entwicklung neuer, verbesserter diagnostischer Methoden und Therapien beizutragen. Die DPG finanziert sich ausschließlich durch Spenden, die Preise wurden von der DPG ohne weitere Partner gestiftet.
Der 17th World Congress on Parkinon´s Disease and Related Orders findet in diesem Jahr vom 1. bis 4. Mai in Prag statt. Die International Association of Parkinsonism and Related Disorders (IAPRD) lädt herzlich ein und freut sich auf Ihre Teilnahme.
Die Parkinson Stiftung prämiert wissenschaftlich fundierte Konzepte zur symptomatischen Therapie des Parkinson-Tremors, die eine Alternative zur tiefen Hirnstimulation darstellen könnten und hat dafür den Forschungspreis Parkinson-Tremor ausgeschrieben.
Aufgrund der hohen phänotypischen Variabilität der Parkinson-Erkrankung gewinnen molekulare und strukturelle Erkenntnisse über die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen immer mehr an Bedeutung. „Während frühere Krankheitskonzepte von einem eher einheitlichen klinischen Verlauf ausgingen, zeigen neuere Kohortendaten, dass klinische Phänotypen und Krankheitsverläufe bei Menschen mit idiopathischen und atypischen Parkinson-Syndromen auch innerhalb der verschiedenen Krankheitsentitäten tatsächlich stark variieren“, sagte Prof. Günter Höglinger, Kongresspräsident und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) aus Hannover, auf dem Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen 2022. Genotypisierungen und entsprechende Analysen der Genexpressionsprofile liefern wichtige Hinweise auf den zu erwartenden Krankheitsverlauf und auf neue, zielgerichtete Therapieansätze.
Morbus Parkinson ist eine chronische degenerative Nervenerkrankung, die zum Zeitpunkt des Auftretens individuell variabler Symptome meist bereits seit Jahren oder Jahrzehnten besteht. Um rechtzeitig entsprechende Therapien beginnen zu können, muss Parkinson früh erkannt und klar diagnostiziert werden. Im klinischen Alltag haben sich die internationalen Diagnosekriterien der UK Parkinson’s Disease Society Brain Bank (1998) und der International Movement Disorder Society (MDS, 2015) bewährt. Sie beruhen jedoch allein auf dem Vorliegen motorischer Symptome sowie dem positiven Ansprechen auf die Dopamin-Vorstufe L-Dopa. „Dabei weist in den letzten 10 Jahren eine zunehmende Zahl gut belegter Studien darauf hin, dass bereits zum Diagnosezeitpunkt die Anzahl nicht motorischer Symptome eine erhebliche Rolle spielt“, erklärte Prof. Dr. med. Claudia Trenkwalder, Leiterin des Kompetenznetzwerks Parkinson und Bewegungsstörungen an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel sowie Past-Präsidentin der MDS, anlässlich des Deutschen Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen 2022. Zudem haben neue Erkenntnisse zu potenziellen Biomarkern sowie genetischer Prädisposition und die Optimierung bildgebender Verfahren wie Magnetresonanztomographie wesentlich zur Früherkennung und Prognoseabschätzung beigetragen. „Wir müssen daher die Diagnosekriterien erweitern, um sogenannte Biomarker einzubeziehen und die Variabilität unter den Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen.“
Seit Beginn der Covid-Pandemie im Jahr 2020 wurden viele Versorgungsstrukturen für Menschen mit Parkinson digital angepasst. Um insbesondere die ambulante Versorgung aufrechtzuerhalten, haben Kliniken und Praxen innovative Ansätze verfolgt und neue Wege beschritten. „Der hohe Innovationsdruck zur Entwicklung neuer Versorgungsmethoden bleibt bestehen und könnte in Zukunft deutliche Vorteile bringen. Jedoch ist der Zugang zu digitalen Angeboten nicht für alle Betroffenen gewährleistet“, sagte Prof. Dr. Lars Tönges, Leiter der Sektion Neurodegenerative Erkrankungen an der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum, auf dem Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen 2022. Als Co-Sprecher der Arbeitsgruppe „Netzwerke und Versorgung“ und Mitglied der Arbeitsgruppe „Telehealth-Services und Gesundheitstechnologien“ in der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) plädiert Prof. Tönges dafür, Behandlungspläne mit digitalen Elementen stets individuell auszuloten.
Die DPG treibt die Erforschung der Parkinson-Krankheit voran – auch dank privater Spenden. Ein u.a. von der DPG gefördertes Forschungsprojekt hat nun neue Wege eröffnet, Parkinson in einem Frühstadium zu bremsen: mit Medikamenten, die die Erregbarkeit bestimmter Hirnzellen dämpfen. Das Forschungsteam der Marburger Hochschulmedizin hat seine Ergebnisse in der Wissenschaftszeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.
Die Parkinson-Krankheit und andere neurodegenerative Bewegungsstörungen bremsen oder sogar ihren Ausbruch stoppen: Dieses große Ziel ist dank neuer genetischer und molekularbiologischer Methoden in greifbarer Nähe. Die Erkenntnisse zu Krankheitsursachen und -mechanismen sind enorm gewachsen. Die präzisere phänotypische und molekularbiologische Charakterisierung von Krankheitsuntergruppen bereitet den Weg zur personalisierten Behandlung. Auch bei den symptomatischen und ursächlichen Therapien gibt es spannende Entwicklungen.
Software könnte Frühwarnsignale für Parkinson per Webcam oder auf Selfies erkennen. Zukunftsmusik, sagen deutsche Expert:innen.
Zum zweiten Mal in Folge wird der Deutsche Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen vom 24. bis 26. März 2022 rein virtuell stattfinden. Ursprünglich als Präsenzkongress geplant, werden die wissenschaftlichen Kongressveranstaltungen pandemiebedingt nun doch ausschließlich per Livestream übertragen. Der Kongress umfasst das gesamte Spektrum neuester Entwicklungen bei Parkinson und anderen Bewegungsstörungen. Er ist interdisziplinär ausgerichtet und somit nicht nur für MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen, sondern auch für alle beteiligten Fachkräfte in der Versorgung von Parkinson-PatientInnen informativ: In der Multidisziplinären Akademie werden spezifische Programminhalte mit reduzierten Gebühren auch für Therapierende und Pflegekräfte (z. B. Parkinson Nurses) angeboten. Studierende und JournalistInnen können kostenlos teilnehmen. Alle Aufzeichnungen stehen nach dem Kongress noch drei Monate lang zur Verfügung.
Das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit und anderer neurodegenerativer Bewegungsstörungen bremsen oder sogar ihren Ausbruch verhindern: Dieses große Ziel rückt mit neuen genetischen und molekularbiologischen Methoden in greifbare Nähe. Über Meilensteine und Herausforderungen diskutieren internationale Fachleute aus Wissenschaft und klinischer Medizin vom 24. bis 26. März 2022 auf dem Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen. Mit einem eigenen interdisziplinären Programm und reduzierten Teilnahmegebühren richtet sich der Kongress explizit auch an Therapierende, Pflegekräfte und Parkinson-Nurses. Wer nicht vor Ort dabei ist, kann einen Teil des wissenschaftlichen Programms zu vergünstigten Gebühren per Livestream mitverfolgen. Die Aufzeichnung steht allen Teilnehmenden anschließend noch drei Monate lang zur Verfügung.
Wie im Vorfeld mit dem Vorstand diskutiert, ist aus der DPG-Arbeitsgruppe „Netzwerke“ eine ad hoc Initiative für ein Redaktionsboard Parkinsoninformationen hervorgegangen.
Der an Parkinson erkrankte Fernsehmoderator Frank Elstner betont in einem Statement in der Zeitschrift "Gesundheit und Gesellschaft" (G+G)" seine Hoffnung auf eine bessere Parkinsontherapie durch die Forschung.
Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung im vergangenen Winter veranstaltet die Arbeitsgruppe „Netzwerke und Versorgung“ die zweite Fachtagung der deutschen Parkinson-Netzwerke.