07. April 2025 – Die Parkinson-Forschung macht derzeit bedeutende Fortschritte. Damit die Erfolge der Grundlagenforschung schnell in innovative Therapien umgesetzt werden können, sind private Spenden angesichts begrenzter öffentlicher Förderung von großer Bedeutung. Im „Leuchtturm-Projektverbund Parkinson“ unterstützen die Parkinson Stiftung und die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. in den nächsten drei Jahren international wegweisende deutsche Forschungsprojekte mit einem Fördervolumen über zwei Millionen Euro. „Das ist unseres Wissens die größte Fördersumme, die bisher in Deutschland von einer Stiftung aus privaten Mitteln für die Parkinson-Forschung bereitgestellt wurde“, erklärt Professor Dr. Jens Volkmann, 1. Vorsitzender der Parkinson Stiftung und Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden sechs innovative Projekte ausgewählt, die neue Impulse für eine frühe Diagnose sowie ein besseres Verständnis der biologischen Heterogenität der Parkinson-Krankheit liefern sollen, um Behandlungen zur Verlangsamung oder Abmilderung des Krankheitsverlaufes gezielter entwickeln und einsetzen zu können. Die geförderten Projekte wurden anlässlich des Welt-Parkinson-Tags 2025 bekanntgegeben.
Als Rahmenthema des Leuchtturm-Projektverbundes Parkinson wählte das wissenschaftliche Gremium die „Biologische Klassifikation der Parkinson-Krankheit – Validierung von Biomarker-Kriterien und Strategien für frühe Intervention“. Hintergrund ist, dass bisherige Diagnosekriterien, die auf klinischen Anzeichen und Symptomen basieren, neue Erkenntnisse über die molekulare Pathogenese unzureichend abbilden. „Das bremst die Entwicklung klinisch bedeutsamer krankheitsmodifizierender Therapien, die möglichst früh im Verlauf der Erkrankung ansetzen“, erklärt Professor Volkmann. Die Ausschreibung erfolgte in einem zweistufigen Verfahren: Im ersten Halbjahr 2024 wurden Vorschläge für ein Rahmenthema eingereicht. Der wissenschaftliche Beirat der Parkinson Stiftung bewertete die Anträge. Nachdem im Juni das Rahmenthema feststand, folgte die Bewerbungsphase für Einzelprojekte bis Oktober 2024.
Startschuss für eine der größten Förderinitiativen im Bereich Parkinson
Mit insgesamt 2,3 Millionen Euro Fördervolumen ist der Leuchtturm-Projektverbund eine der bedeutendsten Förderinitiativen auf dem Gebiet der Parkinson-Forschung aus privaten Spendengeldern im deutschsprachigen Raum. Besonders förderungswürdig erschienen dem international aufgestellten Gutachter-Gremium aus neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sechs Projektvorschläge, die sich mit der Entwicklung von molekularen, bildgebungsbasierten oder physiologischen Biomarkern zur Frühdiagnose befassen oder mit einer frühen Intervention zur Verlaufsmodifikation. Einige der Vorhaben validieren die SynNeurGe-Kriterien zur neuen biologischen Klassifikation der Parkinson-Krankheit, die über die bisherige klinische Einteilung hinausgeht und auf molekularen Biomarkern basiert. Dieses Diagnosekriterien berücksichtigen das Vorhandensein von pathologischem alpha-Synuclein („Syn“), Hinweise auf Neurodegeneration durch spezifische bildgebende Verfahren („Neur“) sowie die genetischen Faktoren („Ge“).
Frühe Intervention zur Krankheitsmodulation: Sechs innovative Forschungsprojekte
Die Forschungsergebnisse des Projektverbundes sollen die Parkinson-Forschung international richtungsweisend beeinflussen und neue Wege aufzeigen. Professor Volkmann ist überzeugt: „Wir stehen nun bei der Parkinson-Krankheit am Anfang einer Entwicklung, die bereits vor mehr als einem Jahrzehnt die Alzheimer-Forschung und Therapie revolutioniert hat: weg von einer syndromatischen Klassifikation der Erkrankung und hin zu einer Diagnose anhand von biologischen Markern, die in direktem Zusammenhang mit den heterogenen Krankheitsursachen stehen. Das wird auch bei Parkinson helfen, frühe und gezielte Interventionen mit modernen molekularbiologischen oder systemphysiologischen Ansätzen zu etablieren.“
Validierung der SynNeurGe Kriterien
Unter Leitung von Professor Günter Höglinger (Klinikum Großhadern) wird die präzise Klassifikation der Parkinson-Krankheit gemäß der SynNeurGe-Kriterien optimiert, um so die biomarkerbasierte Diagnose und Stadieneinteilung voranzutreiben. Das Projekt wird die Möglichkeiten eines neuen deutschlandweiten multizentrischen Netzwerks nutzen, um die SynNeurGe-Kriterien in bestehenden Proben und in einer neu rekrutierten, tief phänotypisierten Kohorte zu validieren.
Validierung der biologischen Klassifikation der genetischen Parkinson-Krankheit
PD Dr. Ana Westenberger und Prof. Dr. Norbert Brüggemann (Klinik für Neurologie und Institut für Neurogenetik, Universität Lübeck) analysiert genetische Varianten („Ge“) in der deutschen ROPAD-Kohorte (5.000+ Patientinnen und Patienten). Schwerpunkt liegt auf den häufigsten Mutationen (GBA1, LRRK2, PRKN), um genetische Risikoprofile und personalisierte Therapieansätze zu identifizieren.
Bildgebende Marker für Neurodegeneration
Professor Matthias Brendel (Klinikum Großhadern) validiert bildgebende Marker für Neurodegeneration („Neur“). Hierbei werden Ergebnisse aus der multi-dimensionalen molekularen Bildgebung zusammengefasst, um bildgebende Biomarker für die Prozesse der Neurodegeneration über das gesamte Spektrum der Parkinson-Krankheit abzuleiten.
Neue alpha-Synuclein Seed Amplification Assays
Professorin Kathrin Brockmann (Universitätsklinikum Tübingen) und Professor Dr. Björn Falkenburger (DZNE Dresden) nutzen hochsensitive Seed Amplification Assays, um pathologisches alpha-Synuclein („Syn“) in Frühstadien nachzuweisen und die biologische Heterogenität der Parkinson-Krankheit zu untersuchen. Ziel ist die Differenzierung von Parkinson-Subtypen und die Identifikation prodromaler Krankheitsverläufe
Blut Protein Biomarker (BRIDGE-PD)
Professorin Brit Mollenhauer (Paracelsus-Klinik Kassel) erforscht ein innovatives Protein-Panel in Blutproben, um weitere diagnostische und prognostische Biomarker zu etablieren. Die Studie nutzt eine bevölkerungsbasierte Risikokohorte zur Validierung.
Multidimensionale Lebensstil-Intervention (PREVENTION-IN-PD)
PD Dr. Eva Schäffer und Prof. Dr. Daniela Berg (Universitätsklinikum Kiel) testen ein multimodales Lebensstil-Interventionsprogramm für Betroffene in der prodromalen und klinischen Phase der Erkrankung. Untersucht wird, ob Lebensstiländerungen den Krankheitsverlauf verlangsamen können.
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG)
c/o albertZWEI media GmbH
Dipl.-Biol. Sandra Wilcken
Tel.: +49 (0) 89 46148622; E-Mail:
www.parkinson-gesellschaft.de/presse
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Organisiert sind in der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft Parkinson-Ärztinnen und -Ärzte, Grundlagenforscherinnen und Forscher sowie andere Berufsgruppen mit einschlägiger qualifizierter Ausbildung. Die Zusammenarbeit ist entscheidend für die Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Die DPG finanziert ihre Arbeit ausschließlich über Spenden. Sie kooperiert eng mit der von ihr im Jahr 2019 gegründeten Parkinson Stiftung. Jeder finanzielle Beitrag bringt die Erforschung der Parkinson-Krankheit weiter voran. www.parkinson-gesellschaft.de
1. Vorsitzende: Prof. Dr. med. Kathrin Brockmann, Tübingen
2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Joseph Claßen, Leipzig
3. Vorsitzende: Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer, Kassel
Schriftführer: Prof. Dr. med. Carsten Eggers, Bottrop
Schatzmeister: Prof. Dr. med. Lars Tönges, Bochum
Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG)
Hauptstadtbüro, Budapester Str. 7/9, 10787 Berlin, E-Mail:
Die Parkinson Stiftung engagiert sich in den Bereichen „Forschen. Informieren. Betroffenen helfen“. Sie informiert und klärt zur Parkinson Erkrankung auf. Sie fördert die Prävention und Früherkennung und unterstützt die Selbsthilfe von Betroffenen. Die Wissenschaft, Forschung, Lehre, Aus- und Fortbildung im Bereich des Parkinson-Syndroms, neurologischer Bewegungsstörungen und anderer degenerativer Erkrankungen des Nervensystems wird von der Stiftung aktiv gefördert, um die medizinische Versorgung in diesem Bereich zu verbessern. Die Stiftung setzt sich im Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit für neue Therapien ein, die nicht nur Symptome lindern, sondern die Krankheit verlangsamen oder heilen können. Dadurch soll die Lebensqualität der Betroffenen weiter verbessert werden. Parkinson breitet sich weltweit zunehmend aus – aktuelle Schätzungen gehen von etwa 6 Mio. Betroffene weltweit aus. In Deutschland sind hiervon mehr als 400.000 Menschen betroffen, Tendenz steigend. www.parkinsonstiftung.de
1. Vorsitzender: Prof. Dr. Jens Volkmann, Würzburg
2. Vorsitzende: Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kassel
3. Vorsitzender: Prof. Dr. Dirk Woitalla, Essen
Schriftführer: Prof. Dr. Georg Ebersbach, Beelitz
Schatzmeister: Prof. Dr. Manfred Gerlach, Hammelburg
Parkinson Stiftung
Albrechtstraße 11, 10117 Berlin, E-Mail: