Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) e. V. hat auf ihrem Fachkongress 2024 in Rostock zwei Nachwuchsförderungen vergeben, um die Durchführung vielversprechender Forschungsvorhaben junger Wissenschaftler:innen mit je 100.000 Euro zu unterstützen. Außerdem wurden drei herausragende Nachwuchswissenschaftler:innen mit dem Wissenschaftspreis „Neurodegenerative Erkrankungen“ 2024 für ihre exzellenten Arbeiten ausgezeichnet. Dieser Preis ist mit jeweils 2.500 Euro dotiert. Die Preise und Förderungen werden aus Mitteln der DPG finanziert. Sie sollen innovative Ideen in der Parkinson-Forschung fördern und zur Entwicklung neuer Therapien beitragen. Die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

 preis nachwuchsDie Preisträger:innen der DPG-Nachwuchsförderung 2024 Jun.-Prof. Dr. Rhonda McFleder (Würzburg, 2. v. l.) und Dr. Damian Herz (Mainz, 3. v. l.) und die Preisträger:innen der DPG-Wissenschaftspreise Dr. Fuo Cheng (Tübingen, 1. v. l.) und Dr. med. Carla Palleis (München, 4. v. l.). Jun.-Prof. Dr. Rhonda McFleder wurde auch mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Pressefoto hier zum Download (© DPG)

DPG-Nachwuchsförderung 2024: innovative Forschungsvorhaben junger Wissenschaftler:innen 

„Die Parkinson-Forschung braucht Fortschritte: Aus dem Verständnis der Krankheitsmechanismen werden einmal neue Behandlungsansätze entstehen, die in den Krankheitsverlauf eingreifen. Die Aufdeckung von Wirkprinzipien symptomatischer Therapien hilft, diese gezielt weiterzuentwickeln. Die Nachwuchsförderung der DPG unterstützt die unabhängige Durchführung zweier herausragender Projekte auf beiden Forschungsfeldern“, sagte Prof. Joseph Claßen, 1. Vorsitzender der DPG, im Rahmen der Preisverleihung.

Im Rahmen der Nachwuchsförderung mit 100.000 Euro unterstützt wird das Projekt von Jun.-Prof. Dr. Rhonda McFleder, Juniorprofessorin für Translationale Medizin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Uniklinikum Würzburg, „Decoding the Immune-Mediated Crosstalk along the Gut-Brain axis in PD“. Der Darm, insbesondere die Immunzellen des Darms und Entzündungen, spielen in der Pathopysiologie der Parkinson-Krankheit eine zentrale Rolle. Prof. McFleder erforscht die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn. Die Entschlüsselung des immunologischen Zusammenspiels dieser beiden Organe könnte zur Entwicklung von neuen Therapien beitragen, die den Verlauf der derzeit unheilbaren Parkinson-Krankheit beeinflussen.

Auch das Projekt von Dr. med. Damian Herz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sektion Bewegungsstörungen und Neuromodulation an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, „CIRCUIT-TARGETS Linking subthalamic circuits to behavioural computations in Parkinson’s disease: Towards targeted brain stimulation therapy“ wird mit 100.000 Euro gefördert. Dr. Herz untersucht, wie Gehirnmechanismen, die bei Menschen mit Parkinson zu Einschränkungen der Motivation und der Entscheidungsfindung führen, durch Tiefe Hirnstimulation gezielt beeinflusst werden können. Die Ergebnisse könnten zu einer individualisierten, zielgerichteten Behandlung beitragen.

DPG-Wissenschaftspreis 2024: innovative Ideen für die Parkinson-Forschung

Der Wissenschaftspreis „Neurodegenerative Erkrankungen“ prämiert abgeschlossene Forschungsarbeiten zur Ätiologie, Pathogenese, Diagnostik, Therapie oder Versorgung neurodegenerativer Erkrankungen. „Die drei ausgezeichneten Forschungsprojekte, die von den Grundlagenwissenschaften bis hin zu klinischen Arbeiten reichen, belegen eindrücklich die hohe wissenschaftliche Qualität und Breite der Nachwuchswissenschaftler:innen im Bereich der Bewegungsstörungen in Deutschland“, betonte Prof. Alexander Storch, 2. Vorsitzender der DPG, in seiner Laudatio.

Einer der Wissenschaftspreisträger 2024 ist Dr. Fuo Cheng, Forschungsgruppenleiter am Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomik des Universitätsklinikums Tübingen. Dr. Cheng hat in den letzten Jahren an der Transkriptionsregulation des SNCA-Gens für alpha-Synuclein geforscht. Seine Arbeit „Intronic enhancers of the human SNCA gene predominantly regulate its expression in brain in vivo“ zeigt die direkte Verknüpfung von primärer Dystonie und Parkinson-Krankheit. Das von ihm gefundene zentrale Regulierungselement des SNCA-Gens könnte als neues Gentherapieziel für die Parkinson-Krankheit genutzt werden.

Ebenfalls mit dem Wissenschaftspreis geehrt wurde Jun.-Prof. Dr. Rhonda McFleder für ihre Publikation mit dem Titel „Brain-to-gut trafficking of alpha-synuclein by CD11c+ cells in a mouse model of Parkinson’s disease“. Sie beschreibt im Mausmodell eine Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Darm, die durch CD11c+-Makrophagen vermittelt wird. Die Arbeit gibt Aufschluss über die Mechanismen, die der Ausbreitung von pathologischem alpha-Synuclein aus dem Gehirn in die Peripherie zugrunde liegen, und identifiziert damit potenzielle therapeutische Ziele, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

Die bisherigen Erkenntnisse dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles noch unbekannt ist. Bei der Verursachung der Parkinson-Krankheit spielen Umweltfaktoren, wie die Exposition gegen eines oder mehrere der in der wissenschaftlichen Empfehlung behandelten Pestizide, aber auch andere schädigende Umwelteinflüsse wie Feinstäube eine wichtige Rolle. Andere Ursachen liegen in genetischen Veränderungen und Lebensstilfaktoren. Dennoch konnte auf dem Boden der bereits bekannten Zusammenhänge die nun vorliegende Empfehlung der Sachverständigen erarbeitet werden, die erstmals eine einheitliche und wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Prüfung des Vorliegens einer Berufskrankheit gibt.

Den Wissenschaftspreis erhielt außerdem Dr. med. Carla Palleis, Mitglied der Forschungsgruppe für Molecular Neurodegeneration der Neurologischen Klinik und Poliklinik mit Friedrich-Baur-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, für ihre Publikation mit dem Titel „Association of Neurofilament Light Chain, [18F]PI-2620 Tau-PET, TSPO-PET, and Clinical Progression in Patients With β-Amyloid–Negative CBS“. Darin geht es um das kortikobasale Syndrom (CBS) mit zugrunde liegender 4-Repeat-Tauopathie, eine fortschreitende neurodegenerative Krankheit, die durch einen Rückgang der kognitiven und motorischen Funktionen gekennzeichnet ist. Untersucht wurde der Einfluss von bildgebenden Verfahren und Plasma-Biomarkern auf den Krankheitsverlauf bei Patient:innen mit Aβ-negativem CBS. Die Ergebnisse können künftig unter anderem für die Stratifizierung von Patient:innen für klinische Studien nützlich sein.

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Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Organisiert sind in der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft Parkinson-Ärztinnen und Ärzte, Grundlagenforscher:innen und andere Berufsgruppen mit einschlägiger qualifizierter Ausbildung. Die Zusammenarbeit ist entscheidend für die Fortschritte in Diagnostik und Therapie. Die DPG finanziert ihre Arbeit ausschließlich über Spenden. Sie kooperiert eng mit der von ihr im Jahr 2019 gegründeten Parkinson Stiftung. Jeder finanzielle Beitrag bringt die Erforschung der Parkinson-Krankheit weiter voran. www.parkinson-gesellschaft.de

1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Joseph Claßen, Leipzig
2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Alexander Storch, Rostock
3. Vorsitzende: Prof. Dr. Kathrin Brockmann, Tübingen
Schriftführer: Prof. Dr. med. Carsten Eggers, Duisburg-Essen
Schatzmeister: Prof. Dr. med. Lars Tönges, Bochum

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